Das Berliner IGB ermittelt im Zuge des AQUATAG-Projekts unter anderem, wie stark welche Abschnitte der Spreewald-Fließe touristisch genutzt werden und welche Konsequenzen das hat.
Was ist auf unseren Gewässern los – und welchen Einfluss hat das auf die Ökosysteme? Unter anderem diesen Fragen widmet sich das Projekt AQUATAG des Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Dieses Projekt soll erstmalig feststellen, welche Gewässer wann für Freizeitaktivitäten genutzt werden, welche Rolle Wasserqualität, Infrastruktur und Lage spielen. Es soll aber auch Aufschluss geben darüber, wie diese Freizeitaktivitäten die Gewässer-Ökosysteme belasten und wie sich Freizeitqualität und Gewässerschutz durch angepasste Managementansätze harmonisieren lassen.
Dazu nutzen die Forschenden verschiedene Ansätze und Datenquellen auf unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Ebenen. Ein Instrument sind die Pyro-Sensoren von Eco Counter, mittels derer der Bootsverkehr auf insgesamt neun Wasserläufen des Oberen Spreewalds erfasst wird. Dazu wurden die Infrarot-Zählgeräte in Totholz entlang der Wasserstraßen verbaut, auf denen hauptsächlich die für den Spreewald typischen motorlosen Paddelboote sowie gelegentlich Passagierkähne unterwegs sind.
Analyse verschiedener Gewässerabschnitte
Die neun jeweils mindestens 1,3 Kilometer langen Untersuchungsabschnitte, an denen die Pyro-Zähler den Bootsverkehr messen, teilen sich in drei stark und drei wenig befahrene auf, daneben umfasst das Projekt noch drei nicht befahrene. Die Zähler senden pro Person und Boot ein Signal an das Analysetool Eco Visio, die Daten ergeben – zusammen mit weiteren Forschungsergebnissen – nach und nach ein Bild davon, wann wie viele Menschen wo unterwegs sind, und ab welchen Nutzerzahlen kritische Artenschädigungen wahrscheinlich sind.
Erfasst werden im Zuge des AQUATAG-Projekts zum Beispiel
- mögliche Schäden an den Pflanzen im Wasser und am Ufer
- welche Vögel wie ihr Revier bilden und brüten
- wie sich die Fischbestände zusammensetzen
- wie die touristische Nutzung des Biosphärenreservats deren Fitness beeinflusst
Der Pyro als Bootszähler
Zum Einsatz kommen für das IGB-Projekt neun Pyro-Zähler von Eco Counter. In ähnlicher Verwendung zählen diese Geräte bereits den Kanuverkehr im Nationalpark Müritz und im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land.
Bei dem Pyro handelt es sich um einen Personenzähler. Ein pyroelektrischer Sensor auf Basis von Passiv-Infrarot-Technik erfasst über eine hochpräzise Linse Körperwärme – und damit jede/-n, der oder die an dem Zähler vorbeigeht oder -fährt. Dank eines speziellen Algorithmus wird die Anzahl der Boote und die Anzahl der Passagiere getrennt erfasst.
Die Zählvorrichtungen lassen sich untereinander vernetzen und so Bewegungsströme verschiedener Gebiete miteinander verbinden und vergleichen. Die Daten übertragen die Zähler direkt an die entsprechende Eco-Counter-Software Eco Visio. Sie macht die Zähldaten jederzeit zugänglich und bietet verschiedene Möglichkeiten zur individuellen Darstellung und Auswertung, zum Beispiel Tabellen, interaktive Diagramme oder Karten mit Zählstandorten.
Der Pyro-Zähler ist batteriebetrieben und selbstkalibrierend, zudem lässt er sich leicht und (fast) überall anbringen, ob gut versteckt und nahezu unsichtbar in Totholz, sowie in der Pyro-Box. Sowohl als auch sind sie wetterfest und können mit einer Batterieladung rund zehn Jahre betrieben werden.
Es gibt noch keine Kommentare