Paris auf dem Weg zur Fahrradhauptstadt: Wie Zähldaten die Mobilität prägen

Publiziert am 09.10.2025
Urbane Räume

In den vergangenen Jahren hat Paris eine wahre Radverkehrsrevolution erlebt – getragen von einer proaktiven Verkehrspolitik und einer konsequenten Beobachtung der Entwicklungen. Seit Langem arbeitet die Stadt mit Eco Counter zusammen und hat Schritt für Schritt ein umfassendes System aufgebaut, das den Radverkehr in all seinen Facetten sichtbar macht. Mithilfe permanenter und mobiler Zähler, öffentlichen Eco-Displays und einer Software zur Datenanalyse und -weitergabe lassen sich die Auswirkungen neuer Infrastrukturen in Echtzeit bewerten, Strategien gezielt anpassen und die erzielten Fortschritte transparent kommunizieren. So entstand ein methodisches Monitoring, das nicht nur den politischen Entscheidungsträger:innen wertvolle Grundlagen liefert, sondern auch die Öffentlichkeit aktiv in den Wandel einbindet – ein entscheidender Faktor für die Transformation von Paris zur Fahrradhauptstadt.

  • Verwendete Technologien:
    • Permanente ZELT-Sensoren: Liefern Langzeitdaten zu Fahrradaufkommen, Geschwindigkeit und Nutzungsprofilen
    • Temporäre Easy ZELT-Fahrradzähler: zur Erfassung zusätzlicher Ströme, beispielsweise auf den während der Corona-Pandemie geschaffenen Radwege
    • Eco-DISPLAY-Anzeigen : Machen Radverkehrszahlen im öffentlichen Raum in Echtzeit sichtbar (z. B. an der Rue de Rivoli, am Boulevard de Sébastopol, am Quai d'Austerlitz)
    • Eco-Visio: Software zur Analyse und Visualisierung von Rad- und Fußverkehrsdaten
    • API-Schnittstelle: Ermöglicht die Veröffentlichung der Zähldaten als Open Data

Ziel von 15% für den Modal Split des Fahrrads bis 2020 (Plan Vélo 2015-2020).

Mit dem Plan Vélo 2015–2020 setzte sich Paris das Ziel, den Radverkehr bis 2020 auf einen Anteil von 15 % am Modal Split zu steigern. Dafür stellte die Stadt 150 Millionen Euro bereit – unter anderem für den Bau eines Radschnellnetzes sowie ergänzender Sekundärstrecken, die das bestehende Netz verdoppeln sollten.

Die Umsetzung verlief jedoch nur teilweise wie geplant: Bis 2020 konnten lediglich 56 % des vorgesehenen Netzes realisiert werden, und nicht alle Abschnitte erfüllten die Qualitätsansprüche, wie die Vereinigung Paris en Selle kritisierte.

Trotzdem begannen sich die Auswirkungen dieses Plans bereits 2019 zu konkretisieren: Einige der übergebenen Anlagen hatten zu einem erheblichen Anstieg der Fahrgastzahlen geführt. Dank des Radwegs am Boulevard Voltaire (11. Arrondissement) wurden beispielsweise bereits doppelt so viele Radfahrer gezählt wie 2018.

Dennoch zeigten sich bereits ab 2019 erste spürbare Effekte. Neue Infrastrukturen führten lokal zu deutlichen Steigerungen der Radnutzung. Ein Beispiel ist der Radweg am Boulevard Voltaire im 11. Arrondissement: Dort verdoppelte sich die Zahl der Radfahrenden im Vergleich zu 2018.

Zugleich machten außergewöhnliche Ereignisse das Potenzial des Fahrrads sichtbar – etwa während der landesweiten Streiks im Winter 2019, als der Radverkehr im Schnitt um ganze 46 % zunahm.

Fahrradplan und "Corona-Lane": Der große Beschleunigungsschub (2020 - 2024).

Während der COVID-19-Pandemie und in den Jahren danach nahm die Entwicklung des Radverkehrs in Paris rasant Fahrt auf. Ein zentraler Treiber war der neue Fahrradplan 2021-2026, für den die Stadt 250 Millionen Euro bereitstellte. Ziel war es, das gesamte „Fahrradsystem“ auszubauen – von der Infrastruktur über begleitende Services und Kommunikationsmaßnahmen bis hin zur kontinuierlichen Beobachtung der Verkehrsströme durch Fahrradzählungen.

In Gesprächen mit der Stadtverwaltung wurde deutlich, wie wichtig die erhobenen Daten für die Überwachung und Steuerung dieses Plans waren. Sie machten den Erfolg der Maßnahmen sichtbar und halfen, Entscheidungen faktenbasiert abzusichern.

Die Kombination aus Pandemie und neuer Radverkehrspolitik wirkte wie ein Katalysator: Zwischen 2019 und 2021 registrierten die Zähler auf bestimmten Hauptachsen eine Zunahme des Radverkehrs um 67 %. Dies untermauerte die Notwendigkeit, die im Zuge der Pandemie geschaffenen 50 Kilometer „Corona-Lane“ – darunter der inzwischen ikonische Radweg in der Rue de Rivoli – dauerhaft zu erhalten. Erstmals überholte der Radverkehr auf einzelnen Streckenabschnitten sogar den Autoverkehr.

Insgesamt stieg die Nutzung der Pariser Radwege zwischen 2020 und 2024 um 34 %. Damit festigte sich das Fahrrad endgültig als unverzichtbares Verkehrsmittel im Alltag der Stadt.

Eine Umfrage von 2024 bestätigte diese Entwicklung: 27 % der Pariser:innen gaben an, ihre Fahrradnutzung innerhalb eines Jahres gesteigert zu haben, während die Autonutzung um 15 % zurückging – Ergebnisse, die auch durch die Fahrradzähldaten belegt werden. Paris positionierte sich damit endgültig als internationale Vorzeigestadt in Sachen Radverkehr.

Quelle: https://www.paris.fr/pages/le-bilan-des-deplacement-a-paris-en-2024-31371

Überlastungen sichtbar machen und Bedürfnisse frühzeitig erkennen

Der deutliche Anstieg der Radnutzung brachte nicht nur Rekorde, sondern auch neue Herausforderungen mit sich. Die Zähldaten zeigten, dass einige Infrastrukturen schnell an ihre Grenzen stießen. Ein Beispiel ist der Boulevard de Sébastopol: Trotz seiner stellenweise engen Radspur wurden dort im September 2024 über 22.000 Fahrten registriert.

Auch die Rue de Rivoli, eine zentrale und symbolträchtige Achse der Pariser Verkehrswende, erlebte starke Spitzenwerte.

Die Daten lieferten damit eine wichtige Grundlage, um den Ausbaubedarf frühzeitig zu erkennen. So wurde etwa die Radspur auf der Rue de Rivoli schrittweise verbreitert, um dem wachsenden Strom an Radfahrenden gerecht zu werden.

Trends bei Fahrrad- & Autoverkehr seit 2025

Im Jahr 2025 hat sich in Paris ein bemerkenswerter Wendepunkt vollzogen: Das Fahrrad übertrifft mittlerweile deutlich das Auto als Fortbewegungsmittel innerhalb der Stadt. Dieser Umbruch markiert einen tiefgreifenden Wandel in den urbanen Mobilitätsgewohnheiten.

Eine Studie des Institut Paris Région zeigt:

  • 11,2 % aller innerstädtischen Wege werden mit dem Fahrrad zurückgelegt, nur 4,3 % mit dem Auto.
  • Im Raum zwischen Paris und der Petite Couronne (innerer Ballungsraum) liegt der Radanteil bei 14 %, der Autoverkehr dagegen bei 11,8 %.

Auch die am stärksten genutzten Achsen – etwa der Boulevard de Sébastopol, der Quai d'Orsay oder die Rue de Rivoli – setzen ihre Rekordserie fort. Besonders im Juni 2025 wurde ein neuer Spitzenwert erreicht: Die 29 offiziellen Zählstellen der Hauptstadt registrierten den bislang höchsten jemals gemessenen Radverkehr.

Historischer Verlauf des Fahrradverkehrs in Paris seit 2020 auf einem Panel von Referenzstandorten.

Sichtbarkeit schafft Wirkung: Eco-DISPLAY als Bindeglied zur Öffentlichkeit

Neben der kontinuierlichen Zählung von Radverkehrsdaten – wichtig für Monitoring, Planung und den Ausbau der Infrastruktur – spielten auch Eco-DISPLAYs eine zentrale Rolle. Sie machen Radverkehr sichtbar, erzeugen Emotionen und schaffen Identifikation. Durch ihre Präsenz im Stadtraum wirken sie wie ein öffentlicher Verstärker, der Bürger:innen direkt einbindet und zum Mitmachen motiviert.

Ein Blick auf die Weltkarte der Eco-DISPLAYs zeigt: Die Anzeiger in Paris Sébastopol und Paris Rivoli gehören regelmäßig zu den meistgenutzten der mehr als 400 weltweit installierten Displays.

Darüber hinaus wurden die Anzeigen auch kreativ eingesetzt – etwa während der Olympischen Spiele, als sie vom Organisationsteam um Tony Estanguet und das Olympische Komitee genutzt wurden, um die Bedeutung des Radverkehrs auf besondere Weise in Szene zu setzen.

Fazit: Daten als Hebel der Transformation

Das Beispiel Paris zeigt eindrücklich, wie verlässliche Felddaten – kombiniert mit wirkungsvollen Kommunikationsinstrumenten – zum Motor einer erfolgreichen Verkehrswende werden können. Sie ermöglichen es,

✅ Fortschritte messbar und nachvollziehbar zu machen

✅ Maßnahmen in Echtzeit anzupassen

✅ die Öffentlichkeit für nachhaltige Mobilität zu gewinnen und zu begeistern

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