Das Verlassen markierter Wege, lautes Verhalten oder das Hinterlassen von Müll können empfindliche Ökosysteme stark beeinträchtigen. Moderne, datenbasierte Ansätze helfen dabei, das Besucherverhalten besser zu verstehen und gezielte Bildungsprogramme zu entwickeln, die auf Sensibilisierung und Schutz der Tier- und Pflanzenwelt abzielen. Durch die kontinuierliche Datenerfassung und -auswertung können Schutzgebietsmanager:innen ihre Strategien an die tatsächlichen Bedürfnisse anpassen.
Datengestützte Umweltbildung (Parc Miribel Jonage, Frankreich)
Der Grand Parc Miribel Jonage bei Lyon ist ein bedeutendes Naturschutzgebiet und zugleich wichtige Trinkwasserquelle für die Region. Seit über 40 Jahren wird er von der öffentlichen Einrichtung SEGAPAL verwaltet, die im Park ein Netz aus stationären und mobilen Zählern betreibt, um Besucherströme zu erfassen.
Besucherzahlen des umweltpädagogischen Zentrums L'îloz'.
Ein zentraler Bestandteil der Umweltbildungsarbeit ist das 2015 eröffnete Zentrum L’îloz’. Dieses wird durch kontinuierliche Besucherzählungen mit einem PYRO-Zähler erfasst, der Trends und Nutzungsmuster aufzeigt.
Besonders in den ökologisch wichtigen Übergangszeiten – etwa Frühling und Herbst – verzeichnet L’îloz’ eine hohe Besucherfrequenz. Diese Zeiten sind besonders geeignet für Naturbeobachtungen wie Vogelzug oder Biberaktivitäten, die im Rahmen von Führungen und Aktionen vermittelt werden. Im Sommer hingegen bleiben die Besucherzahlen stabil, was auf ein ausgewogenes Besuchermanagement hinweist.
Die durch die Zählungen gewonnenen Daten bestätigen, dass die Umweltbildungsangebote gezielt neue Zielgruppen ansprechen. Sie tragen dazu bei, die Belastung der sensiblen Naturbereiche in der Hauptsaison zu reduzieren, indem sie Besucher auch in den weniger frequentierten Zeiten anziehen. So leistet L’îloz’ einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Nutzung und zum Schutz des Parks.
Pädagogisches Zentrum l'Iloz im Parc Miribel Jonage (© Foto: LA HORDE DE / Christophe Millot)
Verbesserte Besucherlenkung durch kombinierte Datenanalyse (Grand Lyon, Frankreich)
Um die sensiblen Naturräume (Espaces Naturels Sensibles, ENS) optimal zu schützen, ließ die Metropolregion Grand Lyon 2016 eine umfassende Besucherbefragung durchführen. Dabei wurden qualitative Interviews an 12 Naturpfaden und 2 Wanderwegen mit quantitativen Besucherzählungen an denselben Orten kombiniert. Insgesamt wurden über 1.000 Fragebögen ausgewertet.
Mit den kombinierten Erkenntnissen konnte die Verwaltung ihre Umweltbildungsmaßnahmen verbessern: So wurde die Informationsbeschilderung gezielt reduziert und stattdessen regelmäßiger mit aktuellen Inhalten versehen. Außerdem wurde festgestellt, dass besonders Jugendliche und Familien als Besuchergruppen unterrepräsentiert sind.
Daher wurde ein familienfreundliches Schnitzeljagdspiel namens „La Vallée des 7 pierres sacrées“ (übersetzt: Das Tal der sieben heiligen Steine) entwickelt, das spielerisch den Zugang zur Natur fördert. Die Einführung solcher Angebote hat die Besucherzahlen an bestimmten Pfaden nachweislich um bis zu 40 % erhöht. Die fortlaufende Auswertung der Daten hilft, den Erfolg solcher Maßnahmen zu messen und weitere gezielte Verbesserungen vorzunehmen.
Spiel: Das Tal der 7 heilligen Steine (© Foto: Mairie de Craponne)
Umweltmaßnahmen im Acadia-Nationalpark (USA)
Der Acadia-Nationalpark in Maine ist mit knapp 20.000 Hektar einer der kleineren, aber sehr frequentierten Nationalparks der USA. Besonders die Gipfel Mount Sargent und Penobscot Mountain leiden unter hoher Besucherfrequenz und den damit verbundenen Schäden an Vegetation und Wegen.
2023 engagierten sich 72 Freiwillige bei der Wiederherstellung dieser Pfade. Um den Erfolg langfristig zu sichern, wurde in Zusammenarbeit mit der Universität von Maine eine Studie durchgeführt, die sowohl Felddaten von Zählern als auch Umfrageergebnisse miteinander verknüpft. Zusätzlich wurden QR-Codes auf Informationstafeln angebracht, um Besucher:innen über die Wiederherstellungsmaßnahmen zu informieren. Durch die Auswertung der QR-Code-Nutzung konnte gemessen werden, wie viele Personen sich tatsächlich mit den Inhalten beschäftigen.
Ein Klimaforscher des Schoodic Institute legt während der Wanderung "Save our Summits" einen Sack Erde auf dem Gipfel des Mount Sargent ab (© Foto: Sam Mallon/Friends of Acadia).
Schlussfolgerung
Naturerziehung lebt von relevanten und emotional ansprechenden Informationen, die Besucher:innen erreichen und sensibilisieren. Wie die Beispiele aus Frankreich und den USA zeigen, spielen präzise Besucherdaten eine wichtige Rolle – sowohl bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen als auch bei der Evaluation ihrer Wirksamkeit.