Das Fahrrad hat als Fortbewegungsmittel in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Besonders in den Städten ist es eine immer beliebter werdende Alternative zum Auto oder den Öffentlichen. Laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) wurden im Jahr 2020 über fünf Millionen Fahrräder und E-Bikes verkauft. Ein Plus von fast 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aber werden diese Räder auch genutzt? Vor allem wenn das Wetter mal nicht so richtig fahrradfreundlich ist?
Zahlenbasis dank Eco-Counter-Stationen
Dieser Frage haben sich vergangenes Jahr Wissenschaftler am Institut für Verkehrswissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) gewidmet. Katrin Goldmann und Jan Wessel werteten Daten aus 30 deutschen Städten aus, die dort mittels automatisierter Radzählstationen von Eco-Counter ermittelt worden waren. Diese Stationen arbeiten nicht nur hochpräzise und zuverlässig, sondern sind auch genauso wetterfest wie die Radfahrer in einigen Städten.
Das Fahrrad hat Potenzial
Anhand der Daten von 122 Zählstationen plus einem Schlechtwetter-Index erstellten die Wissenschaftler eine Übersicht darüber, wie Radfahrer auf Regen, starken Wind, Kälte, kurz: widriges Fahrradwetter, reagieren. In den Fokus nahmen die Studienautoren vor allem Menschen, die mit dem Rad zur Arbeit, zur Uni oder in die Schule fahren, also Fahrradpendler.
Das Rad als Pendler-Vehikel hat in der Coronakrise nochmals an Bedeutung gewonnen: zwischenzeitlich waren Fahrräder kaum mehr zu bekommen, in einer Umfrage des ADAC gab jeder Sechste an, auch nach der Pandemie öfter Rad fahren zu wollen.
Die Münsteraner Studienautoren bestätigen ebenfalls, dass das Rad „ein vielversprechendes Fortbewegungsmittel“ sei, besonders für kurze Distanzen. Die Menschen lassen das Auto aber nur stehen und setzen sich stattdessen aufs Rad, wenn sie damit auch schnell(er) und sicher vorankommen. Entsprechend stellten die WWU-Wissenschaftler fest:
„Da die witterungsunabhängige Nutzung des Fahrrades unter anderem auch mit externen Faktoren wie der Fahrradinfrastruktur und -sicherheit zusammenhängt, lässt sich diese Untersuchung auch als Spiegel der Radkultur der jeweiligen Städte verstehen.“ Und damit als eine neue Art, Fahrradstädte zu ranken – mit einer Methode, die auf den Daten von Eco-Counter-Radzählstationen und Wetterdaten basiert.
Einige Ergebnisse im Überblick
Zunächst wenig überraschend: In etablierten Fahrradstädten wie Münster, Göttingen oder Oldenburg nutzen die Menschen ihr Fahrrad regelmäßig, auch wenn das Wetter schlecht ist. In anderen Städten nimmt die Radnutzung bei Regenwetter merklich ab.
Darüber hinaus stellten die Wissenschaftler fest, dass Radfahrer umso wetterunempfindlicher sind, je höher der Anteil junger Leute in einer Stadt ist – und in Städten mit guter Fahrradinfrastruktur wie einem weitläufigen Radwegenetz ist widriges Wetter ebenfalls kein Grund, das Rad in der Garage zu lassen.
Zwar war die Stichprobe der Radzählstationen in nur 30 Städten klein, die Wissenschaftler hoffen jedoch darauf, dass bald mehr Städte nachziehen und Stationen aufstellen. Denn zu wissen, wie viele Menschen bei welchem Wetter Rad fahren, zeige den Städten, wie sehr sich das Bike bereits etabliert habe und von den Bürgern akzeptiert werde.
Eco-Counter misst in Deutschland, Europa und Amerika
In Deutschland nutzen bereits mehr als 80 Städte und Gemeinden Zählstationen von Eco-Counter. Seit über einem Jahr registrieren wir zudem die Entwicklung des Rad- und Fußgängerverkehrs in elf europäischen Ländern und acht nordamerikanischen Regionen.
Eine Aufstellung der wöchentlichen und monatlichen Entwicklung sowie Wochentage und Wochenenden aufgeschlüsselt finden Interessierte auf unserem kostenlosen, interaktiven Dashboard.
Es gibt noch keine Kommentare