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29 Januar 2021
Der „Fahrradboom“ 2020: ein Rückblick in Zahlen
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Das Wort Fahrradboom ist seit 2020 in aller Munde, bewegen sich doch neuerdings mehr Leute mit dem Rad fort, als man noch vor Kurzem zu träumen gewagt hätte. Im Zuge von Corona sind Pop-up-Fahrstreifen entstanden und Fahrräder sind fast so knapp geworden wie Toilettenpapier.

Seit fast einem Jahr verfolgen wir die Entwicklung in 11 europäischen Ländern und 8 nordamerikanischen Regionen. Die hier auf unserem interaktiven, kostenlos nutzbaren Dashboard einsehbaren Zähldaten, die anhand repräsentativer Proben aus den einzelnen Ländern zusammengestellt wurden, zeigen die wöchentliche und monatliche Entwicklung gegenüber 2019 auf. Eine Aufschlüsselung nach Wochentagen und Wochenenden wird ebenfalls geboten.

Bevor wir Prognosen für 2021 aufstellen, möchten wir einige der höchst erstaunlichen Vorjahresentwicklungen in Sachen Radnutzung genauer unter die Lupe nehmen. Für 2020 konnten wir die folgenden acht Radverkehrstrends ausmachen:

  1. 2020 war ein bedeutendes, zahlenmäßig aussagekräftiges Jahr für den Radverkehr in Europa

2020 war europaweit ein rasanter Anstieg der Radfahrerzahlen zu beobachten, was mit beispielsweise 23 % mehr RadlerInnen an Wochenenden umso beachtlicher ist, als die Beweglichkeit aufgrund zahlreicher Lockdowns stark eingeschränkt war.

2. Saisonale Verteilung der Radverkehrszunahme – Europa

Schlüsselt man die Europastatistik auf, wird ersichtlich, wie sich der Aufwärtstrend über das gesamte Jahr verteilt. In Europa war bereits vor Ausbruch der Pandemie ein deutlicher Anstieg der Radfahrerzahlen festzustellen. Dann gingen die Zahlen im Zuge des Frühjahrs-Lockdowns vorrübergehend stark zurück und stiegen das ganze restliche Jahr über wieder deutlich an – besonders an Wochenenden.

3. Zunahme des Wochenendradverkehrs nach europäischen Ländern

Das ganze Jahr über waren die Radverkehrszahlen an Wochenendtagen höher als unter der Woche. Die Erklärung dafür ist einfach: Pandemiebedingt haben mehr Menschen im Homeoffice gearbeitet und unter der Woche folglich weniger das Rad genutzt, weil weniger Fahrten zwischen Arbeitsplatz und Heim anstanden. An den Wochenenden wiederum fanden Outdoor-Aktivitäten aufgrund der zahlreichen Einschränkungen vermehrten Zuspruch, was mit höheren Radfahrerzahlen zu Buche schlägt.

Mancherorts weisen die Statistiken absolut bemerkenswerte Zuwachsraten aus. Im Vereinigten Königreich ist der Anstieg um 51 % umso erstaunlicher, als das Radfahreraufkommen unter der Woche 2020 im Vorjahresvergleich insgesamt nur um 4 % zurückgegangen ist.

4. In den USA hat der Radverkehr 2020 um 16 % zugenommen

Und wie sieht es in den USA aus? Konsolidiert man die Jahreszahlen der sechs US-amerikanischen Regionen, ist ein signifikanter Anstieg der Radfahrerzahlen gegenüber 2019 festzustellen. Auch hier fällt der Aufwärtstrend an den Wochenenden mit einem Anstieg von 29 % im Vorjahresvergleich sehr deutlich aus.

 

5. Nordamerika: regionaler Anstieg des Radverkehrsaufkommens unter der Woche und an Wochenenden – 2020 vs. 2019

Wie in Europa hat der Radverkehr auch in Nordamerika an den Wochenenden stärker zugenommen als unter der Woche. Der Zuwachs war in allen Regionen von Nordamerika deutlich, was darauf hindeutet, dass das Radfahren sich angesichts der zahlreichen Einschränkungen 2020 als Freizeitbeschäftigung zunehmender Beliebtheit erfreut.

6. Wie hat sich der globale Radverkehr 2020 insgesamt entwickelt, wie lauteten die Trends von März bis November 2020 in Europa und Nordamerika?

Bei näherer Betrachtung der Radverkehrszahlen von März bis November 2020 sind mehrere interessante Trends auszumachen. In Europe haben die strikten Lockdowns im Frühjahr stark rückläufige Radfahrerzahlen bewirkt, derweil der Radverkehr in Nordamerika im gleichen Zeitraum tendenziell zugenommen hat. In den darauffolgenden Sommermonaten war auf beiden Kontinenten ein stetiger Zuwachs zu beobachten, der mit der zweiten Welle im Herbst weiter an Fahrt aufgenommen hat.

7. Auch die tageszeitabhängige Fahrradnutzung hat sich pandemiebedingt verändert

Eine der auffälligsten pandemiebedingten Trends ist die tageszeitabhängige Veränderung der Fahrradnutzung. Die Grafik unten zeigt die zweckgebundene tägliche Fahrradnutzung, also die tageszeitabhängige Verteilung der Zählungen, wobei die Zähldaten aus den Vormonaten des Pandemieausbruchs denen aus den ersten beiden Pandemiemonaten gegenübergestellt sind. Auffällig ist dabei insbesondere die – vermutlich homeofficebedingt – rückläufige Entwicklung zur morgendlichen Stoßzeit.

8. Zum Jahresende 2020 hat der Aufwärtstrend im Radverkehr eine noch schnellere Gangart eingelegt

Schauen wir uns nun das Jahresende genauer an. In den letzten Monaten 2020 hat der Fahrradboom gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres noch einmal deutlich an Fahrt aufgenommen. So verzeichneten fast alle Länder, bei denen wir über Zähldaten verfügen, zum Jahresende hin zweistellige Zuwachsraten bei ihren Radfahrerzählungen. Die Zähldaten unten zeigen die jeweiligen Trends für eine vollständige Woche, wobei der Zuwachs an den Wochenenden wie zu erwarten stark ausfiel – in Kanada betrug die Steigerung stellenweise bis zu 118 % gegenüber 2019.

Und wie geht‘s weiter?

Auch 2021 werden wir die Radverkehrstrends auf unserem interaktiven Dashbord weiterverfolgen. Wenn auch Sie in Sachen Radverkehrstrends stets auf dem neuesten Stand sein möchten, behalten Sie unsere Social Media-Seiten (Facebook, Twitter und LinkedIn) und diesen Blog im Auge.

Sie würden unsere Zähldaten gern für eigene Untersuchungen oder Beiträge nutzen? Kontaktieren Sie uns gern unter: info@eco-counter.com

 

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