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22 Oktober 2021
Ein datenbasiertes Konzept: die Zahlen hinter dem Pandemie-Trail-Boom
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Hinweis: Der folgende Blog wurde in der aktuellen Monatsausgabe von American Trails veröffentlicht. Wir hoffen, dass er Ihnen gefällt.

Naturparkbetreiber und alle, die tagtäglich Fahrrad fahren, wissen, was tatsächlich hinter dem Fahrradboom 2020 steckt. Während der Pandemie waren Außenbereiche lebenswichtige und zugleich sichere Räume, um sich zu erholen, andere zu treffen und dem Pandemiealltag vorrübergehend zu entkommen. Die von Rails-to-Trails Conservancy veröffentlichten Zahlen belegen einen Anstieg der Radwegenutzung um sage und schreibe 79 % zwischen März und Juli 2020. Ob auf örtlichen Waldwegen oder Fernrouten durch Nationalparks oder große Erholungsgebiete: 2020 haben die Wegenutzerzahlen neue Rekorde erreicht. Allerdings mussten Radler*innen aber auch feststellen, dass an Outdoor-Ausrüstungen kaum mehr heranzukommen war. So erlebte beispielsweise der Fahrradfachhandel 2020 einen noch nie dagewesenen Nachfrageboom und hat aktuell immer noch mit Lieferengpässen und langen Lieferfristen zu kämpfen.

Und wie schlägt der Fahrradboom auf heimischen Radwegen zahlenmäßig zu Buche? Wie haben sich stündliche, wöchentliche und monatliche Trends seit der Pandemie verändert?

Automatische Fahrradzähler (oder Personenzähler) liefern Betreibern von Radverkehrsinfrastrukturen eine objektive Basis, um Nutzungstrends besser zu verstehen. Zählsysteme wie unsere beliebte PYRO-Box erfassen alle Nutzer, die tagtäglich an einer Zählstelle vorbeikommen. Die so erhobenen Daten sind u. a. immer dann wichtig, wenn es um Argumente für Radwege, Wartungsbedarf und die Vergabe von Fördermitteln geht

Bildunterschrift: Dieser in einen Holzpfosten eingebaute Eco-Counter PYRO zählt die Nutzer*innen eines Küstenwegs

Verschaffen wir uns nun vor diesem Hintergrund einen landesweiten Überblick, um die Auswirkungen der Pandemie auf aktuelle Nutzerzahlen besser zu verstehen. Schauen wir uns zunächst die Situation an der Westküste näher an.

Stellt man die Analyse der allmonatlich in einem Regionalpark an der Westküste erhobenen Zähldaten anschaulich dar, so wird schnell deutlich, wie sich die Pandemie auf das Nutzerverhalten ausgewirkt hat. In diesem Park am Rande einer großen Stadt, die von pandemiebedingten Einschränkungen betroffen war, gibt es insgesamt sieben Zählstellen – sowohl reine Rad- und Fußgängerzähler als auch MULTI-Zählsysteme. Auf dem Schaubild unten sind die durchschnittlichen Monatszählungen von Februar 2018 bis Mai 2021 dargestellt.

Hinweis: Um die Persönlichkeitsrechte unserer Kunden und Partner nicht zu verletzen, werden die Namen und Standorte der Wegenetze in diesem Beitrag nicht genannt.

Hier werden die Auswirkungen der Pandemie deutlich. In der Hochsaison 2019, die als die Zeit von März bis November definiert ist, wurden im Schnitt 1.182 Zählungen pro Zähler erfasst. Im Pandemiesommer 2020 stieg der Monatsdurchschnitt sprunghaft um 76 % auf 2.075 Zählungen an. Im April und Mai, dem Höhepunkt der Pandemie, war der Wert mit knapp über 2.700 Zählungen pro Monat besonders hoch.

Ein ähnlicher Trend lässt sich auch etwas weiter südöstlich, an einem bei Mountainbikern beliebten Standort im Süden des Landes feststellen. Aggregiert man die Daten der insgesamt 10 Zähler dieses Mountainbike-Wegenetzes, so ergibt sich das unten abgebildete Diagramm, das die Entwicklung der wöchentlichen Zählungen von Anfang 2019 bis Ende 2020 zeigt.

Wie an der Westküste ist auch hier ein signifikanter Anstieg des Nutzeraufkommens zu beobachten, sobald die Pandemie sich zuspitzt, mit viermal mehr Zählungen als im Vergleichszeitraum 2019 und einem im Vorjahresvergleich auch in den Sommermonaten anhaltenden Zuwachs.

Bildunterschrift: Eine Eco-Counter PYRO Box Evo zählt einen vorbeifahrenden Mountainbiker

Kommen wir nun zu den wöchentlichen und monatlichen Nutzerzahlen. Schaut man sich das in Pandemiezeiten veränderte Nutzerverhalten näher an, kann man einige auf den ersten Blick weniger auffällige und bekannte Entwicklungen ausmachen. Nehmen wir als Beispiel einen Mischweg außerhalb eines Urlaubsortes in einer westlichen Gebirgsregion der USA. Vergleich man die 2019 stündlich an Wochentagen erfassten Zählungen mit 2020, so ist ein leicht verändertes Nutzerverhaltensmuster festzustellen. Hinweis: Im Schaubild unten wird auf der Y-Achse nicht die Gesamtzahl der Wegnutzer angezeigt, sondern deren prozentualer Anteil an der Summe der Zählungen eines Tages.

 

Diese Veränderung des Nutzerverhaltens erzählt eine interessante Geschichte. Während der Pandemie war das Nutzeraufkommen tagsüber vergleichsweise höher als abends, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass Menschen ihre Arbeit flexibler organisieren konnten oder tagsüber einfach mal raus wollten. Ungeachtet des leichten veränderten Nutzerverhaltens liefern die Zähldaten für Wegbetreiber wichtige Informationen für die Planung von Instandhaltungsarbeiten und die Nutzersicherheit.

Auf einem gemeinsam genutzten städtischen Naturweg weiter nördlich, im kanadischen Winnipeg, ist eine sehr viel stärkere Veränderung des Nutzerverhaltens zu beobachten. Auch diese Kurve zeigt das Stundenprofil als prozentualen Anteil an der Summe der täglichen Wochentagszählungen, wobei hier jedoch Januar und Februar 2020 (Zeit vor der Pandemie) mit März und April 2020, also dem Höhepunkt der Lockdownphase, verglichen werden.

Hier ist die Veränderung deutlich erkennbar. Vor der Pandemie wurde der Radweg vor allem von Pendlern benutzt, wie die zwischen 8 und 9 Uhr morgens und 5 und 6 Uhr abends festgestellten Spitzenwerte deutlich machen. Während der Pandemie fielen diese tageszeitabhängigen Stoßzeiten fast gänzlich weg, und der Radweg wurde wie andere Außenbereiche überwiegend nachmittags und abends als sicherer Rückzugsort in schwierigen Zeiten genutzt. Analysiert man die Daten für diesen Radweg genauer, so zeigt sich, dass sich das Muster von der Pendlernutzung weg zur Wochenendnutzung verlagert hat.

Mit dem herannahenden Sommer rüsten sich nordamerikanische Park- und Wegebetreiber für eine weitere rekordverdächtige Saison. Auch wenn es für endgültige Aussagen über den pandemiebedingten Fahrradboom und die künftige Frequentierung von Radwegen und Parks wohl noch zu früh ist – erste Analysen wie die von Rails-to-Trails Conservancy deuten darauf hin, dass der Trend weiter stark anhält. In so unüberschaubaren Zeiten wie diesen sind automatisch erhobene Zähldaten ein unentbehrliches Werkzeug, um Veränderungen nachzuverfolgen, Nutzerverhaltensweisen zu verstehen und Wegebetreibern das Leben leichter zu machen.

Wenn Sie mehr über Fahrradzähler, Zähldaten und datenbasierte Park- und Wegplanungskonzepte erfahren möchten, melden Sie sich zu dem von Eco-Counter, American Trails und einem Expertenpanel veranstalteten Webinar am 10. November 2021 um # Uhr (östliche Zeitzone) an. Bis dahin können Sie uns jederzeit gern unter info@eco-counter.com kontaktieren.

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