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Wie Daten Naturtourismus nachhaltig gestalten: UNESCO Biosphäre Entlebuch als Vorbild

Geschrieben von Bianca Phan Ban | 11.11.2025

Die UNESCO Biosphäre Entlebuch in der Schweiz ist eine mystische Welt fast unberührter Moorlandschaften, rauer Karstflächen, einer bunten Tier- und Pflanzenwelt und kühler Bergbäche. Die Naturschönheiten in diesem knapp 400 km² großen Gebiet ziehen jedes Jahr viele Menschen an, die dort Ruhe und Entspannung suchen. Es gibt Kneippanlagen, einen Energie- und Märchenpfad sowie verschiedene Wander- und Bikerouten.

Seit 2001 ist Entlebuch als erstes Biosphärenreservat der Schweiz anerkannt und seit 2011 Modell-Biosphäre für die Welt, da es dort gelingt, sanften, nachhaltigen Tourismus mit Natur- und Klimaschutz zu verbinden.

© Martin Mägli: Moorlandschaftspfad in Entlebuch

Was wird gezählt?

Mit jährlich mehreren hunderttausend Gästen ist die Biosphäre Entlebuch ein beliebtes Ziel für Wandernde, Naturfreunde und Erholungssuchende. Doch die zunehmende Besucherzahl stellt eine Herausforderung für die sensiblen Ökosysteme dar. Um Naturwerte zu erhalten und gleichzeitig ein hochwertiges Besuchserlebnis zu ermöglichen, setzt die Region auf eine gezielte Besucherlenkung. Dabei geht es nicht nur um Wegführung oder Infrastruktur, sondern um ein datenbasiertes Management, das auf fundierten Erkenntnissen über das Verhalten und die Verteilung der Gäste basiert. 

Die Rolle belastbarer Daten: Eco-Counter, Strava & Co.

Im Rahmen einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft (ZHAW) zur Sommersaison 2022 und Wintersaison 2022/2023 wurden verschiedene Datenquellen kombiniert, um ein möglichst genaues Bild der Besucherströme zu erhalten: 

  • Automatische Zählstellen von Eco-Counter lieferten punktuelle, kontinuierlichen Daten zur Passantenfrequenz auf Wanderwegen. Dazu wurden PYRO-Box  Evo und MULTI eingesetzt, die nicht nur die Richtung in ihren Daten zeigen, sondern auch die Klassifizierung zwischen Fuß- und Radverkehr. 
  • Strava Metro ergänzen diese Informationen mit flächendeckenden Bewegungsdaten, vor allem von sportlich aktiven Nutzergruppen.
  • Mobilfunkdaten von Swisscom ermöglichen eine großräumige Analyse der Besucherbewegungen, ohne Rückschlüsse auf Einzelpersonen zuzulassen.
  • Zusätzlich wurden Gästezahlen der Bergbahnen und Übernachtungsstatistiken mit einbezogen. 

Diese Kombination ermöglicht eine belastbare Hochrechnung: In der Sommersaison 2022 wurden rund 365.000 Besucher:innen gezählt, im Winter etwa 263.000. Insgesamt ergibt sich eine beeindruckende Zahl von 978.000 Besuchstagen allein im Sommer, im Winter waren es sogar über 1 Million Besuchstagen.

© Forschungsgruppe Umweltplanung, ZHAW:
Eine PYRO Box Evo zählt vorbeilaufende Wandernde

Nutzen & Mehrwert der erhobenen Daten

Die gewonnenen Daten sind weit mehr als Statistik. Sie haben direkte Auswirkungen auf das Tourismusmanagement:

  • Nachhaltige Infrastrukturplanung: Daten zeigen, wo Wege verstärkt genutzt werden und wo gezielte Maßnahmen zur Entlastung nötig sind.
  • Saisonale Steuerung und nachhaltige Tourismusstrategie: Durch die Analyse saisonaler Unterschiede können Angebote besser auf Besucherströme abgestimmt werden.
  • Wirtschaftliche Bewertung: Die Kombination aus Tages- und Übernachtungsgästen liefern eine solide Grundlage zur Berechnung der touristischen Wertschöpfung.
  • Sensibilisierung und Kommunikation: Besucherlenkung wird nicht als Einschränkung, sondern als Teil eines verantwortungsvollen Naturerlebnisses kommuniziert. 

Fazit: Daten als Schlüssel für Balance zwischen Schutz und Nutzung

Die Biosphäre Entlebuch zeigt eindrucksvoll, wie moderne Technologien wie Eco-Counter, Strava und Mobilfunkdaten helfen, den Spagat zwischen Naturschutz und Tourismus zu meistern. Die belastbaren Daten schaffen Transparenz, ermöglichen fundierte Entscheidungen und stärken das Vertrauen aller Beteiligten – von der lokalen Bevölkerung bis zu den Gästen.

Für Eco-Counter ist dieses Projekt ein Paradebeispiel dafür, wie Zählsysteme nicht nur zählen, sondern gestalten.

Titelbild: © Martin Mägli