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6 April 2016
„Baut ihn, dann kommen sie“: Lightpath in Auckland: 100.000 Radfahrer in 4 Monaten
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Wenn das Eco-Counter-Team irgendwo in der Welt einen Radfahrerzähler an einer neuen Radverkehrsanlage installiert, lautet die bei dieser Gelegenheit meistgestellte Frage: „Wird diese neue Infrastruktur die Zahl der Radfahrer in meiner Stadt erhöhen?“

Es gibt zahlreiche positive Erfahrungen, die belegen, dass eine gut konzipierte neue Radverkehrsanlage die Nutzerzahlen erhöht. Jüngstes Beispiel ist der Lightpath im neuseeländischen Auckland.

Auftraggeber: Auckland Transport, New Zealand Transport Agency

Bevölkerung: 1.529.000 Bewohner

Installierte Zähler: 1 ZELT-Schleife

Radnutzung in Auckland

Das Rad, das als Fortbewegungsmittel in Auckland einst einen bedeutenden Anteil am Verkehrsmix hatte, wurde im Lauf der Zeit vollständig vom Auto verdrängt und seit Anfang des 21. Jahrhunderts höchstens noch von ein paar Freizeitradlern und Radsportlern benutzt.

Daran hat sich seither nicht sehr viel geändert: Bis heute werden in der Stadt nur sehr wenige Strecken mit dem Rad zurückgelegt. Beim öffentlichen Personennahverkehr steht Auckland nicht viel besser da: Seine Bewohner nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel dürftige 46 Mal pro Jahr. In Wellington ist diese Zahl mit 91 Fahrten pro Bewohner und Jahr fast doppelt so hoch, beim Auckland-Nachbarn Sydney liegt sie gar bei 114. Die Folge dieser autofreundlichen Haltung sind chronische Staus zu Stoßzeiten. (Quelle)

Darüber hinaus steht Auckland der Radnutzung und Schaffung neuer Radverkehrsanlagen bei weitem nicht so offen gegenüber wie Wellington, Christchurch und andere neuseeländische Städte. Eine Studie der Universität Otago belegt, dass die Angst vor rüpelhaftem und offen feindseligem Pkw-Fahrerverhalten einer der Hauptgründe dafür ist, dass Neuseeländer sich so selten aufs Rad schwingen. Rund 59 % der Teilnehmer einer von Auckland Transport durchgeführten Studie nannten mangelnde Sicherheit als Radfahrhindernis. (Quelle)

Neuere Entwicklungen

Mittlerweile tut sich einiges. Mehrere Initiativen für die Schaffung neuer Infrastrukturen für Radfahrer (wie zum Beispiel diese) haben dem Fahrrad neuen Auftrieb gegeben. Bei einer 2014 durchgeführten Erhebung ergab sich, dass die rückläufige Entwicklung des Fahrradanteils am Verkehrsmix zwar gestoppt werden konnte, der Anstieg von 0,9 % in 2006 auf 1,2 % in 2014 aber nach wie vor recht bescheiden ist. (Quelle)

Die Daten der über 50 Zähler unseres stadtweiten Zählsystems in Auckland machen jedoch deutlich, dass die Radnutzung immer dann zugenommen hat, wenn bessere Infrastrukturen geschaffen wurden. Der jährliche Zuwachs beträgt vor Ort durchschnittlich 3 %. In Neuseeland insgesamt legte der Radverkehr 2014 um 3 % und 2015 um 1 % zu. (Quelle: Eco-Counter Worldwide Cycling Index)

Nicht zuletzt ist auch der „Lightpath” ein vorzügliches Beispiel für eine qualitativ hochwertige Radverkehrsanlage. Vielleicht ist der auf einer stillgelegten Autobahnausfahrt angelegte, sechs Meter breite gemeinsame Fuß- und Radweg in extravagantem Pink sogar die einzige Radverkehrsanlage, die aus dem All zu sehen ist.

Zähldaten

Keine vier Monate nach Eröffnung des Lightpath oder Te Ara I Whiti wurden mit den vor Ort installierten Zählern bereits 100.000 Radfahrer registriert, von denen rund 25.000 die Anlage monatlich nutzen.

Foto: Auckland Transport

Über die gleich zu Beginn große Begeisterung (siehe Tag der Eröffnung) hinaus wird die neue, von den einheimischen Radfahrern heiß ersehnte Radverkehrsanlage möglicherweise auch langfristig einen Sinnes- und Verhaltenswandel herbeiführen.

So ist es wohl keine Übertreibung, wenn man die Prophezeiung „Baut ihn, dann kommen sie“ mit dem Zusatz „in Scharen“ ausklingen lässt.

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